ELEMENTE
Gib' mir Form, ich schenke dir Inhalt. Sei meine Erde, damit ich meine Wasser fließen lassen kann. Gib' mir ein Flußbett, ich schmiege mich darin. Gib' mir Höhe, damit wir Tiefe erreichen können.
Deine Augen-Blicke kreieren in mir eine neue Metrik der Sprache. Der Rhythmus bleibt, neu ist die Melodie. Mach' die Tür auf und schließe sie hinter uns. Laß' das Schweigen eine Wolke bilden, durch die wir entflie- gen. Gib' mir Raum, dann verlierst du die Zeit. Und gib' mir Zeit, damit du Raum gewinnen kannst.
Laß' mich deine Ufer formen, wenn meine glühenden Straßen brand-schatzend über deine Insel strömen. Dann fühle den Tod und das Leben. Fruchtbar wird dein Land und nährender Regen tränkt deine müden Glieder, die im Schatten sich meiner Hingabe erinnern. Des nachts die fernen Sterne über uns. Am Tage die grünen Sterne unter uns, die uns den Weg zeigen. Dazwischen webt sich ein Faden aus Verstehen und Gefühl.
Ein Geheimnis finden und bewahren zu können, das ist die Symphonie des Lebens. Von Glück getränkt, von Wolken begleitet und von Wasser ge-säumt. Tage ohne Zeit. Dem Kosmos nahe.
Wenn du die Erde bist, dann möchte ich in dir fließen, dich benetzen, dich überschwemmen. Möchte mich in deine Ufer schmiegen und sicher in deinen Armen dahinfließen.
Wenn du meine Wasser nicht mehr beherbergen kannst, werde ich über deine Ufer treten und dein Land unter Wasser setzen.
Und wenn ich dann trockenen Fußes über deine Ufer trete, dann werde ich dich erneut überschwemmen und dich fruchtbar machen.
Laß' mich deine Wasser sein. Und sei du meine Erde. Dann werde ich dich weich und zärtlich machen. Und du wirst mehr und mehr deine Erde spüren und meine Wasser werden dich ganz und gar in neue Form zwingen.
Laß' mich dein Feuer sein. Ich werde dir Wärme und Glut geben. Deine kalte Erde braucht die Wärme des Herzens und meines Schoßes. Deine Erde ohne mein Feuer ist nur ein kahles Land und deine Erde kann nur fruchtbar werden, wenn Sonne und Wasser sie ernähren.
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