TANGO 



Ein Gedanke tanzt sich. Es ist die Traurigkeit, die die Figuren ineinander treibt: Der Verlust eines treulosen Geliebten, der Abschied von einem verpfuschten Leben, ein Heimweh nach der besseren Vergangenheit, der Liebeskummer wegen eines verfluchten und geliebten Taugenichtses. Das Nie-Wiederkehren als endgültige Absage an das Leben.

Wenn das Leben eine Suche ist nach Liebe, nach Verstehen und Verstandenwerden, nach Bestand, dann ist das Verlieren wie ein Bruch, der abgehackt die Melodie des Atems erstickt und doch ständig im Rhythmus weitertreibt. Ineinander, voneinander.

Wenn man Traurigkeit tanzen könnte, dann ist der Tango wie die Liebe: Nähe verdrängt Abstoßen, Distanz betet nach Verschmelzung. Jeder Schritt stößt die Geschichte ins Leben voran. Jede Bewegung webt den Faden von Melancholie und Leidenschaft zu einem Tanz des Lebens. Und mit jedem Schritt zum Ende hin, dem unausweichlichen, dem Verzicht, dem Loslassen.

Noch eine fordernde Berührung der Beine, noch ein Klammern an des Geliebten Schulter, noch eine Hingabe im Loslösen.

Getanzte Traurigkeit, geliebte Liebe, verfluchter Tango.



Copyright © 1999 by Irmingard A. Kotelev. All rights reserved

 

 

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